Heute vor 32 Jahren, am 17. November 1990, wurde der 5-jährige Ercan in #Kempten im #Allgäu bei einem Brandanschlag ermordet. Die Tat blieb unaufgeklärt, Überlebende wurden jahrzehntelang über die möglichen Hintergründe im Unklaren gelassen. Ercans Familie wurde nicht darüber informiert, dass es ein Bekennerschreiben einer Gruppe mit rassistischem Namen gab, das bereits zehn Tage nach der Tat an die „Allgäuer Zeitung“ geschickt worden war.
#KeinSchlussstrich #RechtenTerrorStoppen
Die Ermittlungsbehörden betrachteten das Schreiben als Tat eines Trittbrettfahrers und legten es beiseite. Wo an anderer Stelle immer wieder das Fehlen eines Bekennerschreibens als Grund genannt wird, dass es sich dabei doch nicht um eine rechte Tat handeln könne, wurde hier ein vorliegendes Bekennerschreiben schlicht ignoriert. Stattdessen wurde auch in Kempten vor allem gegen Betroffene ermittelt, unter anderem wurde ein Streit unter Hausbewohner*innen als Tatmotiv angenommen.
Die Staatsanwaltschaft Kempten stellte das Verfahren 1992 ergebnislos ein. Aufgenommen wurde das Verfahren erst wieder 2020 durch die Generalstaatsanwaltschaft München, nachdem Presserecherchen die Existenz des Bekennerschreibens aufgedeckt hatten. Das Original-Schreiben ist heute ebenso vernichtet wie der einzige Fingerabdruck, der auf ihm gesichert wurde. Nach Darstellung der Generalstaatsanwaltschaft tendieren polizeiliche Profiler heute zu einem Hintergrund des Täters in der Neonazi-Szene.
Für Angehörige von Ercan ist es wichtig, dass konsequent in die Richtung eines rassistischen Motivs für den Anschlag ermittelt wird und der Mord an Ercan als rassistische Tat benannt wird.
#KeinSchlussstrich #RechtenTerrorStoppen
Text zum Brandanschlag in Kempten 1990 bei a.i.d.a. München:
https://www.aida-archiv.de/chronologie/17-november-1990/
Bei der ARD gibt es zweiteiliges Audiofeature zum Thema von Heike Kleffner und Lena Kampf: https://www.ardaudiothek.de/episode/wdr-5-neugier-genuegt-das-feature/das-bekennerschreiben-1-2/wdr-5/10842275/