ART Dresden<p><strong>Rückblick auf den 15. Februar 2025</strong></p><p>Unter dem Motto „80 Jahre Feuersturm über Dresden – Gedenkmarsch zum 80. Jahrestag der Bombardierung Dresdens – Den Opfern des angloamerikanischen Bombenterrors in Würde gedenken!“ fand erneut der geschichtsrevisionistische Gedenkmarsch in Dresden statt. Dreimal so viele Nazis wie sonst folgten dem Aufruf anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945. Erstmals seit den erfolgreichen antifaschistischen Blockaden des damals größten europäischen Naziaufmarschs im Jahr 2011 stieg die Zahl der Teilnehmenden wieder auf über 2.500. Antifaschistische Proteste störten die Veranstaltung lautstark. Auch eine Routenverkürzung konnte mit Blockaden am Postplatz, Ostrallee, Freiberger und Schweriner Straße durchgesetzt werden.</p><p></p><p>Offiziell versammelten sich die Nazis ab 12 Uhr hinter dem Bahnhof Mitte in der Weißeritzstraße. Angekündigt wurde „zu diesem besonderen Jahrestag“ eine große Ausstellung, die am 13. in der Innenstadt und am 15. am Aufmarschort der Öffentlichkeit gezeigt werden sollte. Die Öffentlichkeit nahm von den bedruckten Planen an Bauzäunen befestigt, weder am 13. noch am 15. Februar allzu viel Notiz.</p><p>Am 13. Februar war die Ausstellung gemeinsam mit Max Schreibers Mahnwache mit Flammendenkmal vor der Almartkgalerie am Dr.-Külz-Ring in ein eingegittertes Areal zusammengelegt worden. Die Flamme musste gar durch würdelose LEDs ersetzt werden – aus Sicherheitsgründen. Laufpublikum war hier ausgeschlossen, die Nazis blieben unter sich. Ohnehin war vom 80. Jahrestag der Bombardierung auf den innenstädtischen Straßen und Plätzen wenig zu merken. Vor der Frauenkirche zog das kleine Kerzenmeer vor allem die Nazis an, die sich auf dem Weg vom oder zum Gedenkgatter am Külz-Ring befanden. Die AfD hatte ihre Kundgebung auf dem Altmarkt abgesagt – angeblich kurzfristig und aus Sorge vor dem Gegenprotest. Allerdings hatte die Partei die Veranstaltung gar nicht beworben, und keine Woche später nutzt die AfD-Fraktion im Stadtrat die Geschichte als Futter für ihren Angriff auf Bürgermeisterin Eva Jähnigen. Ihr sollen die Bereiche Recht und Ordnung entzogen werden. Die Sächsische Zeitung zitierte am 18. Februar AfD-Fraktionschef Ladzinski, dass „Frau Jähnigen mehrfach bewiesen habe, dass dieser sensible Bereich bei ihr nicht in verantwortungsvollen Händen ist, zuletzt am 13. Februar auf dem Altmarkt“. Dort wollte die AfD Kränze ablegen. Die Partei sagte ihre Veranstaltung jedoch ab, da die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleistet werden könne. „Dresdner Bürger hatten Angst, den Platz zu betreten“, behauptet Ladzinski.</p><p>Und auch am 15. Februar ging die Ausstellung etwas unter, trotz der expliziten und dennoch erfolglosen Aufforderung an die pünktlichsten Kameraden, die Wartezeit bis zum Auftakt der Veranstaltung mit deren Besichtigung zu überbrücken. Währenddessen reisten die Nazis weiter an: hauptsächlich per S-Bahn aus Richtung Pirna und Meißen sowie per Regionalbahn aus Richtung Chemnitz. Die Elblandrevolte hatte einen Vorabtreff der JN am Hauptbahnhof organisiert, um von dort geschlossen zum Bahnhof Mitte zu laufen. Kurt Altrichter, Alexander Weigelt und eine weitere Handvoll waren auch vor Ort, aber zu einem geschlossenen Vorgehen kam es nicht. Stattdessen folgte man kleinlaut den Anweisungen der Polizei, sich per ÖPNV zum Versammlungsort zu begeben.</p><a href="https://naziwatchdd.noblogs.org/files/2025/04/20250215-dresden-2.cleaned.jpg" rel="nofollow noopener" target="_blank"></a>Anmelder Lutz Giesen. Quelle: Presseservice Rathenow<p>Nach 13 Uhr eröffnete Lutz Giesen die Veranstaltung mit dem üblichen Verlesen der Auflagen. Wie bereits in den letzten drei Jahren hatte der Greifswalder, der mittlerweile im mittelsächsischen Leisnig lebt, die Anmeldung des traditionellen Aufmarsches übernommen. Giesen war Kader der „Heimattreuen Deutschen Jugend“, arbeitete zwischen 2006 und 2011 für die NPD im mecklenburgischen Landtag und ist seit über 20 Jahren regelmäßiger Gast in Dresden rund um den 13. Februar.</p><p>Im Gegensatz zur Choreografie der letzten Jahre traten im Anschluss an Giesens Eröffnung die Redner aus Ungarn und Tschechien bereits zum Auftakt auf. Und auch Edda Schmidt sprach noch vor dem Aufmarsch. Geschlagene zwei Stunden später wird endlich Aufstellung in Richtung Maxstraße genommen: Fünferreihen, ordentlich und diszipliniert, Hände aus den Taschen, Rauchverbot.</p><p>An der Spitze wurden wie üblich die Kränze getragen – einer der „Miteinanderstadt Gera“, einer des „Aktionsbündnis gegen das Vergessen“ und einer der Patrioten Ostthüringen. Das Fronttransparent mit der Aufschrift „Den Toten zur Ehr – 80 Jahre Feuersturm über Dresden“ trug wie gewohnt die JN, u.a. Nico Koal und Sebastian Weigler. Mit weiteren Transparenten präsentierten sich vor allem diverse NPD- oder „Die Heimat“-Abwandlungen unterschiedlicher Altersgruppen und verschiedener Regionen. Die Jungen Nationalisten (JN) traten als ein Block auf. An dessen Ende liefen einige Wenige mit Mützen und Schlauchtüchern, die das Dritte Weg-Logo zierten. Der „Active Club“ hatte mit einem eigenen Aufruf nach Dresden mobilisiert und trug an der Spitze ihres kleinen Blocks ein Transparent mit der Aufschrift „Deutsche Bombenopfer sind keine Täter“. „Urbs Turrium“ aus Bautzen führte mit Banner den Ostsachsen-Block an. Außerdem präsentierten sich noch „Aktivisten aus dem Harz“ mit Transparenten, Brandenburger mit dem jährlich anwesenden „Niederschlesien“-Banner und zahlenmäßig stark vertretene Thüringer. „Die Rechte“ zeigte wie üblich ihr geschichtsrevisionistisches „Bombenholocaust“-Transparent.</p><p>Unter den Teilnehmenden waren, wie bereits im letzten Jahr, viele (sehr) junge Neonazis, wieder im typischen Schlauchtuch-North Face-Jacken-Chic – vor allem in den Blöcken der JN, der Bautzner oder des Active Clubs. Aber zum Jahrestag nahmen unter den insgesamt dreimal so vielen Teilnehmenden auch viele Alte und alte Bekannte teil. So etwa Christian Worch, Thomas Wulff, Thorsten Heise und Dieter Riefling. Auch die alten „Freie Kräfte Sachsen“ waren im Aufmarsch in größerer Zahl zu entdecken als in den vergangenen Jahren. Ob das nur daran lag, dass der jährliche „Ausbruch 60“ bzw. „Tag der Ehre“ in Ungarn in diesem Jahr nicht zeitgleich stattfand, bleibt Spekulation.</p><p>Die Struktur des Aufmarschs glich nahezu vollständig dem Vorjahr: Die Ordnerfunktion übernahm überwiegend das Spektrum völkischer Siedler:innen. Auch der Döbelner NPD- und Freie Sachsen-Aktivist und wegen Vermögensdelikten vorbestrafte Stefan Trautmann war wie in jedem Jahr mit Ordnerbinde unterwegs. Die Kaulfuß-Brüder Udo und Karsten waren wie immer in der Organisation beteiligt. Der Lautsprecherwagen, ein gemieteter Transporter mit Pritschen-Anhänger, wurde technisch u.a. von Yves Rahmel betreut.</p><p>Weitere Fahrzeuge fuhren in diesem Jahr im Aufmarsch mit: Max Schreibers Flamme wurde die Strecke ebenso gefahren wie die Ausstellung in Lutz Giesens Transporter mit Anhänger. Auch Marcus Fuchs war mit seinem Ford Transit und einer mobilen Bühne vor Ort, spielte aber wohl keine große Rolle.</p><p>Die Route verlief erwartungsgemäß über die Maxstraße in die Ostra-Allee. Dort ließ eine lautstarke Blockade den Aufmarsch in die Hertha-Lindner-Straße biegen und zügig weiter in die Freiberger Straße. Die aus der dortigen Blockade fliegenden Schneebälle brachten die Disziplin hart an die Grenze. Doch nach gerade mal einer Stunde Wegzeit begab sich die Spitze des „Trauermarschs“ bereits in die ruhigen Gefilde hinter den Bahndamm. Über die Bauhofstraße, Löbtauer Straße und Weißeritzstraße ging es zurück zum Bahnhof Mitte, wo bereits vor fünf alle wieder eintrafen. Nachdem auch die Technikprobleme gelöst waren, startete die Abschlusskundgebung mit erneuten Verhaltensbefehlen Giesens: die Pressevertreter haben für die freie Sicht zur Bühne Platz zu machen, absolutes Rauchverbot und Verzicht auf Gespräche. Im Kontrast dazu verliest er als Nächstes ein Gedicht, im Wechsel mit den durch andere verlesenen Namen bombardierter deutscher Städte, und auch die Carmina Burana darf nicht fehlen. Und es folgen weitere Gedichte – eine der Vorleserinnen bricht in Tränen aus. Nach obligatorischer Schweigeminute und Hymnensingen in drei Strophen ist es endlich wieder geschafft. Bis zum nächsten Jahr.</p><p><a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/13-februar/" target="_blank">#13Februar</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/active-club/" target="_blank">#ActiveClub</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/afd/" target="_blank">#AfD</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/edda-schmidt/" target="_blank">#EddaSchmidt</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/freie-sachsen/" target="_blank">#FreieSachsen</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/jn/" target="_blank">#JN</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/lutz-giesen/" target="_blank">#LutzGiesen</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/marcus-fuchs/" target="_blank">#MarcusFuchs</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/max-schreiber/" target="_blank">#MaxSchreiber</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/nico-koal/" target="_blank">#NicoKoal</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/npd/" target="_blank">#NPD</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/sebastian-weigler/" target="_blank">#SebastianWeigler</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/stefan-trautmann/" target="_blank">#StefanTrautmann</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/thomas-ladzinski/" target="_blank">#ThomasLadzinski</a> <a rel="nofollow noopener" class="hashtag u-tag u-category" href="https://naziwatchdd.noblogs.org/post/tag/urbs-turrium/" target="_blank">#UrbsTurrium</a></p>